U18-Wahl in Passau – wenn Jugendliche wählen dürften
Vom 15. bis 17. September 2021, eine Woche vor der Bundestagswahl, veranstaltete der Stadtjugendring eine U18-Wahl an drei Passauer Schulen samt dem Jugendzentrum Zeughaus.
Jugendliche ab der achten Jahrgangsstufe und unter 18 Jahren konnten ihre Erst- und Zweitstimme abgeben. Am Mittwoch starteten die Schülerinnen der Gisela-Schulen (Realschule und Gymnasium) mit der Wahl. Am Donnerstag waren die Jugendlichen der Montessori Schule gefragt, und am Freitag besuchte der Stadtjugendring am Vormittag das Auersperg Gymnasium Freudenhain. Die Mittelschule Neustift organisierte ihr Wahllokal eigenständig. Im Jugendzentrum Zeughaus wurde mit einem offenen Wahllokal der Abschluss der U18-Wahlen eingeläutet.
Bereits im letzten Schuljahr beschäftigten sich die Schüler und Schülerinnen mit dem Thema Bundestagswahl und den verschiedenen Parteien. Ein großes Lob verdienen auch die Lehrkräfte der beteiligten Schulen, die zusammen mit ihren Schülern und Schülerinnen die Wahllokale vorbereitet haben und so einen reibungslosen Ablauf garantierten. Herr Kohlhofer von den Gisela-Schulen, Frau Weinzierl von der Montessori-Schule, Frau Holly vom Auersperg-Gymnasium und das Zeughausteam unterstützen mit ihrem Engagement dieses wichtige Projekt der politischen Bildung.
Insgesamt wurden 608 gültige Stimmzettel abgegeben, die Wahlbeteiligung an den Schulen lag zwischen 50 und 100 Prozent. Die Jugendlichen waren Wahlhelfer und -helferinnen und Wahlvorstand zugleich. Sie kontrollierten, ob ihre Mitschüler und -schülerinnen wahlberechtigt sind (also unter 18 Jahren), gaben Stimmzettel aus und halfen bei der Auszählung. Schließlich sollte, wie bei der „richtigen“ Wahl, alles ordentlich ablaufen.
Bei den Zweitstimmen kristallisierte sich die CSU mit einer Mehrheit von 21,38 Prozent als Sieger heraus. Es folgen die SPD und die Grünen mit jeweils 16,77 %, die FDP mit 12,5 %, die Freien Wähler mit 6,90 % und die Linken mit 6,57 %. Die Sonstigen Parteien kamen auf 19 %, würden aber einzeln an der 5 % Hürde scheitern, um in den Bundestag einzuziehen.
Bei den Erststimmen würde Andreas Scheuer von der CSU mit von 25,29 % als Sieger hervorgehen. Aber auch Stefanie Auer von den Grünen schnitt mit 18,04 % bei den unter 18 Jährigen gut ab. Als nächste kamen Johannes Schätzel, SPD (16,86 %), Martin Probst, FDP (10,96 %), Johanna Seitz, ÖDP (9,10 %), Roswitha Toso, FW (7,92 %), Josef Ilsanker, Die Linke (4,55 %), Ralf Stadler, AfD (2,86 %), Christian Boiger, die Partei (2,36 %), Leo Frankl, die Basis (1,51 %) und Michael Zieglmair, die Humanisten (0,5 %).
Die U18-Bundestagswahl, bei der rund 68 000 bayerische Jugendliche mitmachten, zeigt einmal mehr: Kinder und Jugendliche interessieren sich für Politik und wollen ihre Meinung vertreten. Gerade in der Corona-Pandemie sei deutlich geworden, dass Kinder und Jugendliche mit ihren Interessen und Bedürfnissen von Entscheidungsträgern nicht oder nicht ausreichend wahrgenommen werden.
Die große Zahl an jungen Wählerinnen und Wählern bei der U18-Wahl gibt der Forderung des Bayerischen Jugendrings (BJR), das Wahlalter auf 14 Jahre zu senken, neues Gewicht. Die Altersgrenze bedeutet eine strukturelle Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen. Auch der Stadtjugendring Passau hofft, dass die Politik die Bedürfnisse junger Menschen nach der U18-Wahl und den Bundestagswahlen besser in ihre Entscheidungen einbezieht, ganz nach dem Motto des BJR „Hört auf die Jugend“.
Text & Fotos: SJR Passau