Passau, 10. Juli 2015
STOLPERSTEINE in Passau
Am Freitag den 24. Juli 2015 werden ab 9.00 Uhr die ersten STOLPERSTEINE in Passau verlegt. Die Stolpersteine an drei Verlegeorten erinnern an jüdische Familien, die in Passau gewohnt, gelebt, gearbeitet haben und deren Kinder hier in die Schule gegangen sind.
Anlass für dieses Projekt ist das diesjährige Gedenken an das Ende der NS-Gewaltherrschaft vor 70 Jahren.
Das Erinnerungsprojekt STOLPERSTEINE in Passau wurde auf Initiative des Stadtjugendrings Passau in Kooperation mit der Mittelschule St. Nikola, dem Gymnasium Leopoldinum, dem Gisela-Gymnasium Niedernburg und den Jugendverbänden der Evangelischen Jugend und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend ins Leben gerufen.
Mit der Unterstützung der Stadt Passau in Form eines einstimmigen Votums des Kulturausschusses, wurde das Projekt unter Mitarbeit des Kulturamtes der Stadt Passau, dem Arbeitskreis Christen und Juden und dem Runden Tisch gegen Rechts gemeinsam entwickelt.
Dieses Projekt ist als Schülerprojekt und Projekt der Jugendarbeit ausgerichtet: Junge Leute begeben sich auf die Spuren der Vergangenheit, setzen sich mit der NS-Zeit auseinander und erforschen die Geschichte der ehemaligen jüdischen Mitbürger in Passau. Mit den Einzelschicksalen von Familien vor Augen, bekommen die jungen Leute einen erfahrbaren Zugang zur Geschichte. Die Jugendlichen aus Schulen und Jugendverbänden pflegen damit eine Kultur des Erinnerns, die sie und andere für Werte wie Gerechtigkeit, Toleranz, Mitmenschlichkeit und Zivilcourage sensibilisieren soll.
Die Stolpersteine werden von Paten finanziert. Diese sind neben den am Projekt beteiligten Schulen und Jugendverbänden, die kaufmännische Berufsschule, Persönlichkeiten der katholischen und evangelischen Kirchen, der Runde Tisch gegen Rechts sowie die heutigen Eigentümer der Wohnhäuser.
In Passau werden die STOLPERSTEINE für drei Familien auf dem Bürgersteig vor dem Hauseingang ihres letzten freiwillig gewählten Wohnortes verlegt:
- In der Nikolastraße 10 für die Familie Grünebaum: Leopold und Margareta Grünebaum mit ihren Töchtern Ilse, Margot und Rosa Grünebaum. Leopold Grünebaum ist einen Tag vor der Flucht gestorben. Margareta Grünebaum, deren Visum mit dem Ehemann verbunden war, wurde anschließend deportiert und in Kaunas ermordet. Die drei Töchter haben durch Flucht überlebt.
- In der Ludwigstraße 19 für die Familie Pick: Henriette Pick mit ihren Töchtern Paula und Lilly Pick und dem Pflegesohn Robert Weilheimer. Henriette Pick, Paula Pick und Lilly Pick haben durch Flucht oder Heirat überlebt. Robert Weilheimer wurde verhaftet, deportiert und in Treblinka ermordet.
- In der Angerstraße 41 für die Familie Burian: Emil und Anna Kathinka Burian mit ihren drei Kindern Gertrud Karolina, Kurt und Otto Heinrich. Emil und Anna Kathinka Burian wurden deportiert und in Kaunas ermordet. Die drei Kinder haben durch die Flucht in die USA überlebt.
Die STOLPERSTEINE sind Erinnerungssteine, die an die Opfer des NS-Terrors erinnern, STOLPERSTEINE sind ein europaweites Kunstprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Über 50 000 Steine in über 1 300 Orten in Europa erinnern an die Menschen, die einst hier wohnten. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Gunter Demnig aus dem Talmud.
Jedes Opfer erhält einen eigenen Stein. Gedacht wird mit diesem Projekt aller verfolgten oder ermordeten Opfer des Nationalsozialismus: Juden, Sinti und Roma, politisch und religiös Verfolgten, geistig oder körperlich behinderten Menschen – letztlich aller Menschen, die unter diesem Regime leiden mussten. Das Anliegen von Gunter Demnig ist es, die Familien der Opfer wieder „zusammenzuführen“. Aus diesem Grund werden auch überlebende Familienmitglieder mit einbezogen. Die STOLPERSTEINE haben ein Maß von 96 x 96 mm und eine Höhe von 100 mm und sind mit einer gravierten Messingplatte versehen.
(Nähere Informationen zum Erinnerungsprojekt Stolpersteine finden sich unter www.stolpersteine.eu).
Das Erinnerungsprojekt STOLPERSTEINE in Passau wird gefördert vom Bezirksjugendring Niederbayern, der Stiftung der Passauer Neuen Presse, der Kulturstiftung Zahnradfabrik, dem Lions Club Passau und der Sparkasse Passau.
Gunter Demnig verlegt die 14 Stolpersteine in Passau.
Der Ablauf am Freitag, den 24. Juli 2015:
Ab 9.00 Uhr: Nikolastraße 10: Fünf Steine werden für die Familie Grünebaum verlegt.
9.40 Uhr: Ludwigstraße 19: Vier Steine werden für die Familie Pick mit ihrem Pflegesohn Robert Weilheimer verlegt.
10.10 Uhr: Angerstraße 41: Fünf Steine werden für die Familie Burian verlegt.
Um 12 Uhr beginnt im Großen Rathaussaal in Passau die Gedenkveranstaltung für die drei Familien. (Dauer ca. 2 Stunden)
Florian Emmer
Vorsitzender Stadtjugendring Passau
Spitalhofstraße 21, 94032 Passau
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